Im Dezember 2021 wurde der Berliner Forschungspreis für Alternativen zu Tierversuchen von dem Landesamt für Gesundheit und Soziales in Kooperation mit dem Verband forschender Pharmaunternehmen (vfa) verliehen. Dieser mit 30.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre für ein Projekt vergeben, durch das Tierversuche vermieden, reduziert oder verbessert werden können. Das nennt sich auch das 3R-Prinzip nach den englischen Begriffen replace, reduce und refine. Diesmal ging der Preis an ein Projekt der Charité ‒ Universitätsmedizin Berlin und des Bundesinstituts für Risikobewertung und damit an die Wissenschaftler Caroline Frädrich, Dr. Kostja Renko und Prof. Dr. Josef Köhrle. Der Titel ihrer Arbeit lautet: „Etablierung einer versatilen High Throughput Screening-Plattform zur Identifizierung endokriner Disruptoren auf Basis der Sandell-Kolthoff-Reaktion“. Zur Erklärung: Mit dieser Methode kann geprüft werden, ob eine Substanz die Wirkung von Schilddrüsenhormonen beeinträchtigt, ob es sich also um einen endokrinen Disruptor handelt. Bislang war das nur mit Tierversuchen möglich gewesen. Die neue Methode ermöglicht die Testung Tausender Substanzen in vitro an dem menschlichen Enzym Deiodase 2. Dieses wandelt Levothyroxin (T4) zu der aktiven Form Triiodthyronin (T3) um. Endokrine Disruptoren, die bei dieser Umsetzung stören, können dadurch schädigend auf z. B. Gehirnentwicklung oder Stoffwechsel einwirken. Dieses Screening-Verfahren ermöglicht die schnelle Prüfung und Einschätzung einer potenziell schädlichen Chemikalie, eines Medikaments oder Nahrungsbestandteils. Auch andere Bundesländer verleihen einen solchen Forschungspreis.