Offizier statt Offizin

Frederik Vongehr wollte nach seinem Pharmaziestudium eigentlich in der Apotheke arbeiten. Doch sein Promotionsthema begeisterte ihn für die Bundeswehr. Heute ist er Oberstabsapotheker.

Frederik Vongehrs berufliche Laufbahn startete an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf mit einem Pharmaziestudium. Eigentlich hatte er vorgehabt, danach in einer Apotheke tätig zu sein. Nach seinem praktischen Jahr in der Offizin entschied er sich zunächst für ein Graduiertenstudium am Institut für Geschichte der Pharmazie an der Philipps-Universität zu Marburg. Anschließend promovierte Frederik Vongehr an diesem Institut zur Historie der Marine. Die Doktorarbeit weckte sein Interesse an der Bundeswehr und er wagte den Seiteneinstieg in die Truppe. Als Pharmazeut geht er heute nicht immer nur einer klassischen Tätigkeit in der Wehrpharmazie nach. Er war zuletzt mit dem Personalmanagement von Sanitätsoffiziersanwärtern betraut und erfüllte damit eher soziale und administrative Aufgaben. Seit Juli ist er als Dozent an der Führungsakademie der Bundeswehr in der Lehre tätig.


Während Sanitätsoffiziersanwärter Pharmazie und Lebensmittelchemie studieren und sich 17 Jahre verpflichten müssen, ist für pharmazeutische Quereinsteiger eine deutliche kürzere Verpflichtung z.B. für vier Jahre möglich; ebenfalls mit Aussicht auf den Status als Berufssoldat (ähnlich zur Verbeamtung auf Lebenszeit). Doch auch ein halbes Jahr des praktischen Jahres können zivile Pharmazeuten im Praktikum bei der Bundeswehr zum „Reinschnuppern“ ableisten.


Die Bundeswehrkrankenhäuser, die logistischen Einrichtungen der Arzneimittelversorgung, die pharmazeutische Qualitätssicherung, sowie Herstellungsstätten von Parenteralia benötigen Apotheker auch ohne Lebensmittelchemiestudium. Nach zwei bis drei Jahren auf einem Posten wird die Dienststelle gewechselt, um den Erfahrungsschatz und die Einsetzbarkeit zu erweitern. Fort- und Weiterbildungen, z. B. in den Bereichen Klinische Pharmazie oder Toxikologie, sollen sicherstellen, dass die Pharmazeuten in der Bundeswehr in verschiedenen Themen auf dem aktuellen Wissensstand bleiben. Nach Übernahme zum Berufssoldaten bleiben viele deutlich länger auf ihrem Dienstposten; was einerseits wegen Spezialisierungen und Know-how Aufbau durchaus auch gewünscht ist und andererseits auch zu einer verbesserten Vereinbarkeit von Beruf und Familie beiträgt.
Doch Apotheker seien keine „Luxusakademiker“ in der Bundeswehr, betont Frederik Vongehr, sondern zunächst einmal Soldaten, d.h. geografische Flexibilität nicht nur innerhalb Deutschlands wird vorausgesetzt.

Als Staatsbürger in Uniform kann die Pflicht zum „treuen Dienen“ und zur „Tapferkeit“ auch Eingriffe in bürgerliche Grundrechte bedeuten, sofern dies für die Auftragserfüllung erforderlich ist. Bespiel ist die Duldungspflicht für eine Reihe von Impfungen, die für die Einsatzfähigkeit notwendig sind. Gute Aufstiegsmöglichkeiten und eine konkurrenzfähige Vergütung sollten nicht vergessen machen, dass auch Apotheker in der Bundeswehr in Auslandseinsätze, sowie Landes- und Bündnisverteidigung eingebunden sein können. Obwohl Frederik Vongehr fachlich in seinem Alltag nicht mehr ausschließlich etwas mit der klassischen Pharmazie am Hut (oder Helm) hat, hat er in der abwechslungsreichen und spannenden Tätigkeit bei der Truppe seine Berufung gefunden. jr

Frederik Vongehr

Oberstabsapotheker Dr. Frederik Vongehr, Sanitätsakademie der Bundeswehr

Juliane Russ

Juliane Russ hat an der Universität Hohenheim Ernährungswissenschaften studiert. Mit dem Master in der Tasche fing sie im April 2022 ein Volontariat bei der Deutschen Apotheker Zeitung an.