Den Nachwuchs fordern und fördern

Mit Ausbildungsapotheken dem Fachkräftemangel entgegenwirken

Viele Landesapothekerkammern bieten inzwischen Konzepte an, mit denen sich Apotheken zu akkreditierten Ausbildungsapotheken wandeln können. Die erstklassige praktische Ausbildung soll Pharmazeut:innen im Praktikum langfristig für die Tätigkeit in der Offizin begeistern.

Wie bekommen wir mehr Berufsnachwuchs dauerhaft in die öffentlichen Apotheken? Indem wir unsere Begeisterung für die Berufsausübung in der Offizin in eine hohe Motivation bei den neuen Kolleg:innen verwandeln! Zu den vornehmsten Aufgaben von Apothekerkammern zählt es einerseits, eine sehr gute Ausbildung für ihre zukünftigen Mitglieder anzubieten, also einen qualitativ hochwertigen „Begleitenden Unterricht für Pharmazeuten im Praktikum“ zur Vorbereitung auf das 3. Staatsexamen. Andererseits kommt es auch darauf an, um Personal ringenden Mitgliedern zu helfen, junge Approbierte dauerhaft für die öffentliche Apotheke zu begeistern. Und das kann am besten mit einer ausgezeichneten Ausbildung im Praktischen Jahr gelingen.


Neu hinzugekommen: Bayerische Ausbildungsapotheken

In Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen Westfalen-Lippe und Mecklenburg-Vorpommern sind bereits seit Jahren speziell qualifizierte Ausbildungsapotheken in der Praxis angekommen. Auch in Bayern wird nun auf Beschluss der Delegiertenversammlung das Konzept der „Bayerischen Ausbildungsapotheke“ etabliert. Die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK) schreibt auf Ihrer Homepage: „Im Frühjahr 2022 gingen die ersten „Bayerischen Ausbildungsapotheken“ mit einem Zertifikat der Bayerischen Landesapothekerkammer an den Start. Seither können sich Apotheker:innen für die Ausbildung von Pharmazeut:innen im Praktikum (PhiP) speziell qualifizieren, um klar definierte Kriterien an Qualität und Struktur im Praktischen Jahr zu erfüllen“ [6]. In einer Liste auf www.blak.de unter der Rubrik „Studium und Ausbildung“ beim Reiter „Pharmazeuten im Praktikum“ findet man dort alle derzeit 37 bayerischen Apotheken, die das Zertifikat Bayerische Ausbildungsapotheke führen dürfen. Diese sind auch in der allgemeinen Apothekensuche auf der
Homepage apothekensuche.blak.de zu finden.


Zertifikatfortbildung für Ausbilder


Zum Einstieg bietet die Kammer Zertifikatfortbildungen für Ausbilder:innen an. Ein wichtiger Schwerpunkt ist dabei, wie man das (halbe) Praktische Jahr gut strukturiert mit Hilfe des „BAK-Leitfadens für die Praktische Ausbildung von Pharmazeuten im Praktikum in der öffentlichen Apotheke“ und seinen insgesamt 29 Arbeitsbögen gestaltet. In Gruppenarbeiten wird dazu unter anderem die Erstellung von Ausbildungsplänen anhand der BAK Empfehlungen für den Musterausbildungsplan geübt und diskutiert. Es wird zudem trainiert, wie Feedback als Führungsinstrument fungieren kann und wie Praktikant:innen motiviert werden können.

Verpflichtungen für die Ausbildungsapotheke

Um letztlich als Bayerische Ausbildungsapotheke zugelassen zu werden, müssen die verantwortlichen Apothekenleiter:innen im Anschluss an das Seminar noch eine Selbstauskunft einreichen, mit der die folgenden Qualitätskriterien belegt werden:

  • Der Ansprechpartner (Ausbilder) für die Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) ist Apotheker und
  • hat eine gültige Teilnahmebescheinigung über die Zertifikatfortbildung „Bayerische
  • Ausbildungsapotheke“.
  • Der Ausbilder ist regelmäßig mehr als 20 Stunden wöchentlich in der Apotheke anwesend.
  • Der Ausbilder hat ein gültiges Fortbildungszertifikat der Bayerischen Landesapothekerkammer
  • oder einer anderen Landesapothekerkammer.
  • Die Apotheke stellt regelmäßig Rezepturen verschiedener Darreichungsformen her.
  • Die Apotheke nimmt regelmäßig an Rezeptur-Ringversuchen teil.
  • In der Apotheke sind wissenschaftliche Literatur und Ausbildungs-Standardwerke vorhanden.
  • Die Apotheke arbeitet mit einem Kundenkarten-System.
  • Dem PhiP steht ein Internet-Arbeitsplatz zur Verfügung.
  • Zudem wird Folgendes sichergestellt:
  • Es findet mindestens ein Fachgespräch zwischen Ausbilder und PhiP pro Monat statt.
  • Die Ausbildung erfolgt in Anlehnung an den Leitfaden der Bundesapothekerkammer.
  • Der Zugang zu Fortbildungen wird ermöglicht.
  • Eine Evaluation (gemäß BPhD-Bogen o. ä.) wird vom Ausbilder gemeinsam mit dem PhiP
  • durchgeführt.
  • Es finden regelmäßig Feedback-Gespräche zwischen Ausbilder und PhiP statt.



Zur Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln und pharmazeutischen Dienstleistungen aus unabhängigen, inhabergeführten Apotheken wollen ausbildende Apotheker:innen gemeinsam dazu beitragen, mehr Personal für die öffentliche Apotheke zu begeistern. Dafür sind zum einen verlässliche politische Rahmenbedingungen erforderlich, die einen guten Verdienst für einen äußerst anspruchsvollen freien Beruf gewährleisten. Zum anderen muss es gelingen, den Berufsnachwuchs mit anspruchsvollen Ausbildungskonzepten für die Arbeit in der Offizin zu begeistern.


Literatur
[1] Akademische Ausbildungsapotheke.www.lak-bw.de/aus-fort-weiterbildung/ausbildung/akademischeausbildungsapotheke.html
[2] Akademische Ausbildungsapotheke. www.apothekerkammer-hamburg.de/ausbildung/ausbildungapotheker/akademische-ausbildungsapotheke/
[3] Akkreditierte Ausbildungsapotheke.
www.apothekerkammer.de/pharmazie/ausbildung/apotheker+in/akkreditierte+ausbildungsapotheke/
[4] ATHINA. www.akwl.de/inhalt.php?id=703
[5] Ausbildungsapotheke. akmv.de/ausbildungsapotheke/
[6] Bayerische Ausbildungsapotheke mit Zertifikat der BLAK. www.blak.de/studium-ausbildung/pharmazeuten-im praktikum-phip/bayerische-ausbildungsapotheke
[7] Hilfe zur Apothekensuche. https://apothekensuche.blak.de

Dr. Helmut Schlager

arbeitet seit 1999 als Apotheker bei der Bayerischen Landesapothekerkammer und ist dort Leiter der Geschäftsbereiche Ausbildung (Apotheker), Begleitender Unterricht, Fachsprachenprüfungen und Weiterbildung. Als Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts für Prävention im Gesundheitswesen der BLAK (WIPIG) hat er bis heute 40 Pharmazeutinnen und Pharmazeuten im Praktikum ausgebildet. In Vorträgen mit „Tipps für das Praktische Jahr“ informiert er Studierende der bayerischen Fachschaften.