Ätzend!

Eine Schutzbrille erzählt

Foto: auremar/AdobeStock

Ich schütze dich, aber du siehst mich nicht. Zumindest nicht, wenn du mich aufhast. Bevor etwas ins Auge geht, bin ich da! Du kannst dich auf mich verlassen, obwohl du mich oft nicht gut behandelst. Während andere Brillen in einem Etui aufbewahrt werden, werde ich achtlos in einen dunklen Spind geworfen oder schutzlos an die Kitteltasche gehängt. Besonders stylish findest du mich auch nicht.
Während endlos langer Stunden im Labor biete ich dir den vollen Durchblick. Dir fallen vielleicht vor Erschöpfung die Augen zu, aber meine Schutzwirkung ist immer noch voll da. Egal ob Phenolphthalein, schwefelige
Säure oder 70%iger Ethanol – mein Polycarbonat hält Schädliches von deinen Augäpfeln fern. Das nächste Mal, wenn du dich über meine zerkratzte Oberfläche oder schlechte Passform beschwerst, denk daran, wie das Leben ohne mich aussehen würde: schwarz, weil dein Laborpartner aus Versehen eine wässrige Lösung von Kaliumhydroxid verspritzt, die dir das Auge verätzt.

Juliane Russ

Juliane Russ hat an der Universität Hohenheim Ernährungswissenschaften studiert. Mit dem Master in der Tasche fing sie im April 2022 ein Volontariat bei der Deutschen Apotheker Zeitung an.