Die Assistenten-Kolumne
In der Pharma-Forschung könnte es bei der Frage nach der Nachhaltigkeit um viele Fragen gehen. Aber wo soll man anfangen? In seiner Kolumne in der UniDAZ stellt Franz Hack fest: An vielen Punkten bemüht sich die Wissenschaft schon seit einiger Zeit, „Grüner“ zu werden.
Grün steht für Pharmazeuten nicht nur für die Flammenfärbung der Bariumsalze oder für die Färbung des Urins von Tumorpatienten, die das Chemotherapeutikum Mitoxantron erhalten haben. Grün ist seit mehreren Jahren Symbolfarbe für Natur und Nachhaltigkeit.
In diesem Zusammenhang kommt einem das Grüne in der pharmazeutischen Wissenschaft und Forschung gar nicht so schnell in den Sinn. In der pharmazeutischen Industrie sollen primär Syntheseprozesse energetisch nachhaltiger werden oder weniger Verpackung und Plastik in die Umwelt gelangen. Doch nicht immer hat Nachhaltigkeit in der Wissenschaft etwas mit Erneuerbarkeit zu tun: Beispielsweise ist in der pharmakologischen Entwicklung wichtig, die Zahl der Tierversuche zu reduzieren. Damit die Forschung mit Tieren erlaubt ist, müssen Forscher nach dem 3R-Prinzip vorgehen, also replacement, reduction und refinement: Es darf keine alternative Methode für den Tierversuch geben, und wenn, dann darf dieser nur mit so wenig Tieren wie möglich stattfinden und muss minimal belastend sein.
Nachhaltigkeit betrifft einerseits direkt die Forschung. So werden auch in der Wissenschaft viele Experimente und Untersuchungen im Kontext der Nachhaltigkeit betrachtet. Sie werden ressourcenschonend und in kleineren Maßstäben durchgeführt. Manchmal entfallen Experimente ganz. Wenn Wissenschaftler Ergebnisse rechnerisch simulieren und lediglich ein „proof of concept“-Experiment nutzen können, können sie manchmal auf eine ganze Testreihe verzichten.
Zugleich kann pharmazeutische Forschung direkt dem Umweltschutz dienen. Wissenschaftler suchen nach schnelleren Synthesewegen mit höherer Ausbeute, oder schauen, wie sie den Energieverbrauch durch effizientere Umsetzung von Edukten zu Produkten reduzieren können.
Außerdem gibt es seit einiger Zeit den Trend nach grünen Herstellungsmethoden in der pharmazeutischen Technologie. So sollen gar nicht erst umweltschädliche Abfälle anfallen. Dazu trägt zugleich die Erforschung grüner organischer Lösungsmittel bei, die beispielsweise fast komplett energieneutral aus Cellulose-Abfällen gewonnen werden können. Dies ist nicht nur nachhaltig und umweltschonend, sondern auch noch gesund. Zusätzlich vereinfacht das die Arbeit der Kollegen in der Qualitätskontrolle, da weniger schädliche Rückstände analytisch bestimmt werden müssen. Grün ist also in vielerlei Hinsicht pharmazeutisch, sowohl in der Analytik, der Therapie als auch der Wissenschaft.