Das Student Exchange Programm (SEP) des internationalen Dachverbandes der Pharmaziestudierenden IPSF feiert dieses Jahr seinen 70. Geburtstag! Mit zwei Austauschen wurde es im Jahr 1953 ins Leben gerufen und wuchs im Laufe der Jahre immer weiter. Mittlerweile werden über 1000 Austausche pro Jahr in über 80 Ländern koordiniert, sodass das SEP heutzutage als größtes Projekt der IPSF gilt.
Noch nie waren Auslandserfahrungen für die eigene Karriere so wichtig wie heute. Wer mit Auslandsaufenthalten im Lebenslauf punkten kann, sticht heraus. Während eines Auslandsaufenthalts taucht man in die Kultur eines neuen Landes ein und begegnet verschiedenen Menschen mit anderen Sichtweisen. Neben der persönlichen Weiterentwicklung spielt der Erwerb von Fremdsprachenkenntnissen eine zentrale Rolle. Diese gehören auf dem Arbeitsmarkt zu den Schlüsselqualifikationen unserer Zeit.
Ein Auslandssemester wie Erasmus+ ist eine ideale Möglichkeit, seinen Horizont innerhalb der akademischen Laufbahn zu erweitern. Für Studierende in anderen Studiengängen ist ein Erasmus gang und gäbe – für den pharmazeutischen Nachwuchs in Deutschland meistens eine Rarität.
Desinteresse der Studierenden ist dafür nicht der Grund: In einer repräsentativen Umfrage des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD), die im Juli 2019 durchgeführt wurde, bestätigten 477 von 725 Teilnehmer:innen (65,8%), dass sie an einem Auslandsaufenthalt während der Ausbildung interessiert seien. Dass das Interesse am Ausland bei Studierenden groß ist, zeigt sich auch immer wieder an den zahlreichen Anmeldungen für Auslandspraktika innerhalb des SEP.
Ein möglicher Grund für die selten genutzten Austauschprogramme innerhalb des Pharmaziestudiums sind die erschwerten Regeln zur Anrechnung von im Ausland absolvierten Leistungen. Die Studierenden, die sich trotz dessen für ein Auslandssemester entscheiden, nehmen eine längere Studienzeit in Kauf, da das Semester nachgeholt werden muss. Das schreckt die meisten Studierenden ab. Aus diesem Grund setzen wir uns für die Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen ein, welche von Professor:innen ausgestellt werden muss. Zudem sollen bei unvollständiger Anerkennung alternative Leistungsnachweise zugelassen werden und selbstverständlich fordern wir die Verstärkung von Kooperationen zu Austauschprogrammen wie Erasmus+ an Universitäten.
Während sich der BPhD für erleichterte Bedingungen für Auslandssemester einsetzt, bietet das SEP schon jetzt eine gute Alternative im Pharmaziestudium. Innerhalb des SEP können Studierende während der Semesterferien in einem Zeitraum von zwei Wochen bis drei Monaten ein Praktikum bei Gastgebern wie Apotheken, Krankenhausapotheken, pharmazeutischen Unternehmen oder Universitäten im Ausland absolvieren. Damit bekommen Sie einen Einblick ist das pharmazeutische Berufsfeld.
Aber auch für ein solches Praktikum benötigen die Studierenden während der Semesterferien Zeit. Diese gibt es in den ersten Semestern meist durch die Famulatur nicht und auch in höheren Semestern finden Kurse und Prüfungen oft in der vorlesungsfreien Zeit statt. Ein Lösungsansatz für diese Problematik kann eine Kombination von Famulatur und Ausland bieten. Dies ist im europäischen Ausland zwar schon möglich, aber stellt nicht die Norm dar. Da keine bundeseinheitlichen Vorgaben bestehen, ist der Prozess der Anerkennung meist zeitintensiv und mühsam. Um dies für Studierende zu erleichtern, setzen wir uns im Zuge der Novellierung der Approbationsordnung für bundesweit einheitliche Regelungen der Landesprüfungsämter zu den Anerkennungen von Leistungen im Rahmen der Famulatur und des Praktischen Jahres im Ausland ein.
Angehende Apotheker:innen können durch erste berufliche Erfahrungen im Rahmen eines SEP interkulturelle Kompetenzen erwerben. In einer Welt der zunehmenden Globalisierung wird die Fähigkeit, diese Art von Kompetenzen zu erwerben, immer wertvoller. Diese Fähigkeiten können gewinnbringend ins Berufsleben eingebracht werden, z.B. im Rahmen der Beratung in der Offizin und im Austausch mit Ärzt:innen. Des Weiteren sind erworbene Fremdsprachenkenntnisse sowohl für Kundengespräche als auch für das wissenschaftliche Arbeiten von großer Bedeutung. Die Apotheker:innenschaft profitiert von Apotheker:innen, die durch eine erweiterte Sichtweise und bessere Kommunikationsfähigkeiten neue Herausforderungen in der Arbeitswelt meistern können.
Als Gastgeber des SEP bereichert man einen Studierenden mit einer unvergesslichen Erfahrung. Durch die Fachschaften bieten wir eine Werbeplattform, um die Bekanntheit von Apotheken und anderen Gastgebern in Deutschland zu steigern.
Die Unterstützung durch Gastgeber ist bei der Erhöhung von Praktikumsplätzen für unsere Studierenden dringend erwünscht: Im BPhD haben wir eine begrenzte Anzahl an Auslandspraktika, die wir vergeben dürfen. Diese kann erhöht werden, indem wir mehr Auslandsstudierenden ein Praktikum in Deutschland anbieten können. Dabei müssen Gastgeber nur einen Praktikumsplatz anbieten, alle weiteren organisatorischen Details organisieren wir.
Durch die Limitierung während der Corona-Zeit ist das SEP, wie viele andere Auslandsprogramme, sehr untergangen. Damit wir auch die folgenden Geburtstage des SEP im Laufe der Zeit gemeinsam feiern können, appellieren wir vor allem an Gastgeber, das SEP weiterhin zu unterstützen. Nur so können wir die Förderung des akademischen Austausches zwischen angehenden Apotheker:innen gewährleisten und unsere Rolle im Gesundheitswesen erfolgreich erfüllen.